"Brownfield: Neues Leben für alte Gewerbeflächen"

24. WirtschaftsDienst Forum

Freitag, 21. Juni 2024, 8 bis 10:30 Uhr

Hillwood-Baustelle am Lindener Hafen, Bartweg 13, Hannover

Brownfield-Entwicklung: "Warum tun wir uns das an?"

Diskutierten die Vor- und Nachteile von Brownfields: Fabio Kirchgeßner, Norbert Elsner, Jan-Pascal Prick, Christin Schulz, Anja Ritschel, Markus Müller, Hilmar Albrecht und Andreas Bosk (v.l.). Foto: Philipp Ziebart
Diskutierten die Vor- und Nachteile von Brownfields: Fabio Kirchgeßner, Norbert Elsner, Jan-Pascal Prick, Christin Schulz, Anja Ritschel, Markus Müller, Hilmar Albrecht und Andreas Bosk (v.l.). Foto: Philipp Ziebart

>>> HANNOVER. „Die Stadt wächst, das Stadtgebiet nicht“, fasste Anja Ritschel, Wirtschafts- und Umweltdezernentin der  Landeshauptstadt Hannover, die Herausforderung zusammen, der sich Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Stadtgesellschaft gleichermaßen gegenüber sehen. Der Wettbewerb um die wenigen freien Flächen nimmt immer weiter zu. Deshalb – sowie auch zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele und der Klimaneutralität bis 2035 – setzt die Stadt seit mehreren Jahren auf die Revitalisierung ehemaliger Gewerbeflächen, der sogenannten „Brownfields“. Im Jahr 2022 zählte die Verwaltung 220 Hektar dieser Brachflächen im Stadtgebiet – immerhin 263 Hektar weniger als 2006. „Die Strategie geht auf“, zeigte sich Ritschel beim 24.  WirtschaftsDienst Forum zufrieden. Zusammen mit der Landeshauptstadt und der GOLDBECK Nord GmbH hatte der  WirtschaftsDienst hierzu Ende Juni Projektentwickler sowie Entscheidungsträger aus der Bau- und Immobilienwirtschaft unter dem Titel „Brownfield: Neues Leben für alte Gewerbeflächen“ eingeladen. Fehlendes oder altes Planungsrecht, Altlasten, Arten- und Naturschutz oder hohe Kosten für die Entwicklung erschwerten viele Projekte, so Ritschel. Dass sich die Entwicklung von Brownfields dennoch auch für private Gewerbeflächenentwickler wirtschaftlich lohne, zeigten vergangene sowie aktuelle Beispiele. Die Verwaltung sehe sich vor allem als „Rahmensetzerin und Unterstützerin“, die städtische Wirtschaftsförderung konzentriere sich auf Gebiete, die am freien Markt nicht realisierbar seien.


Beides geschehe in enger Zusammenarbeit mit der Region Hannover, die sowohl für die Raumordnung als auch für Natur- und Bodenschutz zuständig sei, unterstrich Jens Palandt, Regionsrat sowie Dezernent für Umwelt, Klima, Planung und Bauen. Neben der fachlichen Unterstützung fördere die Region aber auch finanziell die Revitalisierung von Gewerbebrachen, etwa durch Zuschüsse zu Machbarkeitsstudien oder Sanierungskonzepten oder seit 2019 auch durch zinslose Darlehen für Investitionen. Beispiele für aktuelle Projekte seien etwa die Zuckerfabrik in Weetzen (Stadt Ronnenberg) oder das sechs Hektar große „VION-Gelände“ in Wunstorf. Dass sich ein Großteil der Brownfield-Projekte allerdings auf die (regionsangehörige) Landeshauptstadt konzentriert, liegt in ihrer Industriegeschichte begründet. Sichtbar ist das etwa am Lindener Hafen: Im Bartweg hat der US-amerikanische Projektentwickler  Hillwood eine 56.000 Hektar große Industriebrache erworben und plant dort neue Hallen und Büros – die Abrissbaustelle diente als authentische Kulisse für das WirtschaftsDienst Forum. „Brownfields – warum tun wir uns das an?“, fragte Markus Müller, Head of Project Management bei der Hillwood Germany GmbH, und hatte zugleich Antworten parat: So stünden den Nachteilen auch Vorteile wie Planungssicherheit durch vorhandene Bebauungspläne, vorhandene Infrastruktur und die Nähe zu Arbeitskräften entgegen. Argumente, die auch Norbert Elsner, Leiter Integrale Planung bei Goldbeck, und andere in Hannover tätige Brownfield-Entwickler teilten. So stellten etwa Christin Schulz, Leiterin Region Nord der  Aurelis Real Estate GmbH, das „ Alte Stahlwerk“ am Lindener Hafen, Fabio Kirchgeßner, Head of Business Development der  Panattoni Deutschland GmbH, den „ Campus Hannover City“ sowie das „ City Dock Hannover Ost“, und Jan-Pascal Prick, Vorstand Finanzen der DKW Deutsche Kapitalwert AG, die „ Eilerswerke“ vor. Sie alle eint, dass sie vom Potenzial des Standorts überzeugt sind und grundsätzlich eine konstruktive Begleitung ihrer Projekte durch die kommunale Politik und Verwaltung loben. Wichtig seien vor allem Planungssicherheit und Verlässlichkeit, zumal sich öffentliche Interessen oder rechtliche Normen manchmal widersprächen. Helfen könnte ein „Runder Tisch“ aller Beteiligten, um frühzeitig gemeinsam Lösungen zu finden. Eine Idee, die Dezernentin Ritschel in der Diskussion dankbar aufnahm. (RED)

 

Quelle: WirtschaftsDienst Magazin 6/2024



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WirtschaftsDienst Forum am 21. Juni 2024
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